Am Anfang sind die Beschwerden meist noch gering und treten vor allem bei Überkopfarbeiten und
Überkopf-Sportarten auf. Später treten dann die Beschwerden auch im Alltag auf und rauben Betroffenen nicht selten die Nachtruhe, das Schlafen auf der Schulter wird in aller Regel sehr
schmerzhaft. 
Wodurch die so genannte Kalkschulter (Tendinosis calcarea) ausgelöst wird, ist abschließend noch
nicht geklärt. Auch neueste wissenschaftliche Studien konnten bisher die Auslöser und Vorgänge in der Sehne nicht mit Sicherheit ausfindig machen. Aber es gibt viele Hinweise auf die
Entstehungsursache. Am wahrscheinlichsten sind eine verminderte Durchblutung der betroffenen Sehnenbereiche und ein veränderter Druck in der Schultersehne.
Die Sehnen im Schulterbereich haben von Natur aus bereits eine schlechte Blutgefäßversorgung und bei einigen Menschen kann die Anzahl der Blutgefäße anlagebedingt nochmals geringer sein. Durch
Mangeldurchblutung kommt es zu einer schlechteren Bereitstellung von Nährstoffen im Sehnengewebe, was bedeutet, daß hierdurch Mikroläsionen entstehen, die wiederum Auslöser für Verkalkungen seien
könnte. Auch ein erhöhter Druck auf die Sehne kann die Durchblutung der Sehne herabsetzen.
Wodurch wird der Druck auf die Schultersehnen erhöht?
Der häufigste Grund für eine Erhöhung des Druckes auf eine Sehne ist eine muskuläre Dysbalance.
Durch ungleichmäßig zusammenarbeitende Muskeln kommt es zu einer minimalen Verschiebung der Oberarmkopfes. Dieses Phänomen ist nicht selten. Durch unseren Alltag, aber auch durch Sportarten wie z.B
Tennis haben die meisten Menschen eine deutlich besser entwickelte Brustmuskulatur als obere Rücken und Nackenmuskulatur. Bereits hierdurch ergibt sich eine muskuläre Dysbalace.
Diese führt häufig dazu, dass der Raum zwischen Oberarmkopf und Acromion (Schulterdach) bzw. Coracoid (ein Knochenvortsatz am Schulterblatt) eingeengt wird. Diese Einengung ,steigert den Druck auf
die Sehne. Durch den Druck werden die Blutgefäße in der Sehne etwas gequetscht, was dann wiederum zur Verminderung der Sehnendurchblutung führt.
Neuere Studien zeigen, daß extracelluläre Matrix Vesikel für die Verkalkung verantwortlich sind, die durch die schon beiden vorgenannten Faktoren (Druckstörung und Durchblutungsmangel) zur Bildung
von Kalk angeregt werden.
Wie kann eine Kalkschulter festgestellt werden?
Die mit Sicherheit schnellste, sicherste und zugleich schonendste Methode ist die
Ultraschalluntersuchung. Da bei dieser Untersuchung durch Drehung des Arms alle Sehnenabschnitte beurteilt werden können, werden Kalkherde sehr schnell erkannt und die Größe und Lage läßt sich so
auch sehr gut bestimmen.
Auch mit der Röntgenuntersuchung lassen sich Kalkherde oftmals sehr schön darstellen. Hier sind
jedoch meist Aufnahmen aus verschiedenen Richtungen notwendig, um Kalkherde, die z.B. durch den Oberarmkopf überlagert werden, sicher darstellen zu können.
In der Kernspintompgraphie kann die Darstellung von Kalkherden schwierig sein. So dass oftmals
zusätzlich ein Röntgen oder Ultraschall gewünscht wird.

Oben ist ein Kernspinbild mit einer sehr schönen Darstellung eines Kalkherdes.
Die Vergrößerung des Kernspinbildes zeigt sehr schön die Besonderheit einer Kalkschulter. Der
Kalkherd ist mit dem roten Pfeil markiert. 
Sehr schön ist zu erkennen, dass der fast schwarz dargestellte Kalkherd mitten im Verlauf der
Sehne liegt. Über und unter dem Kalkherd können sie grau den Verlauf der Sehne erkennen.
Typisch für die Kalkschulter ist, dass der Kalkherd nicht auf oder unter der Sehne sitzt sondern
mittig in einer Sehne.
Typischerweise verläuft die Erkrankung Kalkschulter phasenweise.
Die vier Phasen der Kalkschulter-Erkrankung
- Es kommt durch Durchblutungsstörungen und eine eventuell Druckerhöhung im Sehnengewebe zur Auslösung von Vorgängen in der Sehne, die zur Bildung von
Sehnenverkalkungen führt.
- In der zweiten Phase vergrößert sich der Kalkherd . Meist haben die Betroffenen zu dieser Zeit nur mäßige Schmerzen. Bei vielen bleibt die Verkalkung
sogar unbemerkt.
Diese Phase kann mehrere Jahre andaueren. Erreichen die Kalkherde jedoch eine gewisse Größe, führen sie zur Einklemmung und Entzündung der Sehne.
Dieser Zustand wird oft auch Tendinitis Calcarea genannt. Stärkere Schmerzen entstehen, wenn sich der Schleimbeutel, eine Art Polster zwischen Sehne und dem knöchernen
Schulterdach (Acromion), ebenfalls entzündet.
- In der dritten Phase, kommt es zur spontanen Selbstauflösung des Kalkherdes, meist einhergehend mit einem Aufbrechen des Kalkherdes und einer
Entleerung von Kalkpartikeln
in den darüber liegenden Schleimbeutel. Die Folge ist eine massive Schleimbeutelentzündung (Bursitis calcarea) mit oft extremen Schmerzen und einer ausgeprägten Bewegungseinschränkung der betroffenen
Schulter.
Die meisten Patienten, die unsere Sprechstunde aufgrund extremer plötzlich aufgetretener Schulterschmerzen aufsuchen, befinden sich in dieser oft hochaktuen Phase der Selbstauflösung.
Die sofort bei Beginn der 3 Phase angefertigten Röntgenbilder zeigen oft einen großen Kalkherd. Kontrollaufnahmen kurze Zeit später, oft nicht länger als 4-6 Wochen danach,
zeigen meist nur noch kleine Spuren der Verkalkung oder können den Kalkherd gar nicht mehr nachweisen.
- In der letzten Phase kommt es dann zur Ausheilung der Sehne. Das Loch, in dem sich der Kalkherd befand, verschließt sich mit Narbengewebe, das
idealerweise wieder eine
sehnengleiche Struktur annimmt.
Die oben gennanten Phasen zeigen den natürlichen Verlauf einer Kalkschulter, ohne einen Einfluss von außen. Das heißt auch ohne den Einsatz einer Therapie führt bereits der natürliche Verlauf
dazu, dass der Kalk sich in aller Regel auflöst.
Warum dann eine ärztliche Behandlung?
Insbesondere die zweite Phase der Erkrankung kann sehr lange, zum Teil mehrere Jahre, andauern.
Diese Situation führt bei vielen Patienten phasenweise zu immer wieder auftretenden stärkeren Schmerzen mit Bewegungseinschränkung, gefolgt von Phasen mit geringeren Beschwerden. Viele
Patienten beklagen jedoch nie wirklich schmerzfrei zu sein. Aus diesem Grund ist es für die meisten Patienten sehr unbefriedigend darauf zu warten, daß sich der Kalkherd von alleine auflöst.
Kommt es dann zur spontanen Kalkauflösung, treten oft aus dem Nichts heraus akute Schmerzen auf (dies ist auch das typische Symptom der akuten Kalkauflösung der Tendinitis calcarea). Die Bandbreite
dieser Schmerzen geht von mäßigen Schulterschmerzen bis zum Teil unerträglichen Schmerzen. Eine aktive Bewegung der Schulter ist dann gar nicht mehr möglich und bereits leichte Berührungen
verursachen starke Schmerzen. Meine Erfahrung zeigt, je schneller ein Kalkherd sich auflöst, um so stärker ist die hierdurch ausgelöste Entzündung und desto heftiger sind die Schmerzen. In
dieser sehr schmerzhaften Phase ist natürlich eine ärztliche Therapie wichtig.
Wenn wir allgemein über die Therapie der Kalschulter oder Tendinosis calcarea sprechen, muss man wissen, daß ein Arzt nicht vorhersagen kann, wann und ob es wirklich zur vollständigen Selbstauflösung
des Kalkherdes kommt. Bei einer schmerzhaften Kalkansammlung an der Schultersehne sollte festgestellt werden in welcher Phase des Krankheitsverlaufes der Kalkschulter sich der Patient befindet. Dies
ist wichtig, um eine Therapie phasengerecht durchzuführen
Die Therapiemöglichkeiten
Nicht operativ steht die Therapie mit Spritzen, Schmerzmitteln, entzündungshemmenden Präparaten,
Krankengymnastik, physikalische Therapiemaßnahmen und die Stosswellentherapie zu Verfügung. Nahrungsergänzungsmittel haben bei der Kalkschulter bisher keine
Wirksamkeit belegen können.
Neben der offenen Operation, bei der unter
Vollnarkose der Kalkherd entfernt wird, hat sich die arthroskopische Operation, ein Schlüssellochverfahren, als weiteres
operatives Verfahren etabliert.
Als neue sehr vielversprechende Therapie hat sich die mikroinvasive ultraschallgestützte Kalkentfernung in lokaler Betäubung bereits
bewährt.
|